Interview: Yoga für Männer

Gerade ihnen würde es guttun

Warum Männer beim Yoga zögern: Zwei Osnabrücker Lehrer sprechen über Vorurteile

Wer Yoga machen möchte, muss nicht besonders gelenkig sein.
Yoga ist gesund, tut Körper und Geist gut, kann sogar das ganze Leben zum Positiven wenden. Trotzdem sind es vor allem Frauen, die Yoga ausüben. Zwei Yoga-Lehrer aus Osnabrück haben kluge Gedanken, woran das liegen könnte.

Scheuen Männer (immer noch) davor zurück, Yoga zu machen? Und wenn ja, woran liegt das, wie könnte man es ändern? Wir fragten zwei Experten aus Osnabrück.

Gibt es überhaupt Vorurteile gegen Männer, die Yoga betreiben? Na klar, sagt Florian Siebelmeyer. „Ich komm vom Dorf, da wurde Yoga höchstens von Frauen gemacht.“ Der angehende Berufsschullehrer hat seine Ausbildung zum Yoga-Lehrer gerade hinter sich. Anfang des Jahres war er in Rishikesh, einer spirituellen Hochburg, wo schon die Beatles Yoga kennenlernten. Jetzt unterrichtet Siebelmeyer bei Yoga Vidya in Osnabrück.

Männer beim Yoga in der Minderheit

Auch in dem Studio an der Hannoverschen Straße finden sich deutlich mehr Teilnehmerinnen und Lehrerinnen. „Circa 80 Prozent sind Frauen, Durchschnittsalter zwischen 40 und 45“, schätzt Siebelmeyer. Gerade gebe es Überlegungen, einen Kurs speziell für Männer anzubieten, denn: „Viele Männer fühlen sich nicht wohl bei einer Überzahl an Frauen.“

Dabei ist Yoga für alle da, findet Siebelmeyer. „Yoga bedeutet übersetzt Einheit, Einheit zuerst mit sich, also von Körper und Verstand.“ Die Asanas, die körperlichen Übungen, würden innere Ruhe und Stabilität schaffen, aber auch Energien und Gefühle frei machen. „Was im Äußeren passiert, wirkt nach innen.“ In seiner Ausbildung hieß es, 90 Prozent aller Krankheiten seien emotional bedingt. So würden Verspannungen, Nacken- und Rückenschmerzen, steife Muskeln auftreten, wenn Gefühle nicht ausgedrückt werden.

Yoga ist kein Fitness-Sport

Yoga sei zwar gut für den Körper, doch in Deutschland gebe es das typische Missverständnis, Yoga mit Fitness gleichzusetzen. „In vielen Studios steht der Fitness-Aspekt im Vordergrund, das mache ich nicht.“ Siebelmeyer unterrichtet die traditionelle Form Hatha Yoga. Ihm geht es darum, dass man den Umgang mit Emotionen lernt. „Viele junge Menschen sind komplett orientierungslos“, hat Siebelmeyer beobachtet. Yoga helfe, ein Gespür für das zu bekommen, was richtig und wichtig ist.

Auch Yoga-Lehrer Florian Siebelmeyer hat schon Vorurteile gegen Yogi kennengelernt. Foto: Anke Herbers-Gehrs

Wer Männer, die Yoga machen, belächelt, sollte sich fragen, warum das so ist. Es könne daran liegen, dass dabei Gefühle an die Oberfläche kommen, die dem Männerideal von Härte und Stärke widersprechen, meint Siebelmeyer. „Wir haben sehr früh gelernt, Gefühle und natürliche Regungen zu unterdrücken, merken sie aber auf physischer Ebene“, sagt er. Bei Yoga-Übungen könnten sich Spannungen im Körper lösen, die sich über Jahrzehnte angestaut haben.

Auch solle man nicht denken, es sei nötig, von vornherein sehr beweglich und durchtrainiert zu sein, um Yoga machen zu können. Er selber habe fast 30 Jahre Fußball gespielt und sei dadurch sehr unbeweglich geworden. Immer noch geht er gerne ins Stadion und trinkt ein Bier – für ihn völlig vereinbar mit der Lebensweise eines Yogi, also eines männlichen Yoga-Praktizierenden.

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